Haiti verreckt im Abseits der Weltpolitik
Diesen Bericht habe ich im Sommer 2008
angefertigt, aber nur im Forum veröffentlicht. Da die Geschehnisse in
Haiti im Trubel der Weltpolitik untergehen. bring ich den Artikel jetzt noch einmal hier,
inklusive ein paar neuer Ereignisse am Schluß:
Da ich in der
Dominikanischen Republik lebe, kann im Fernsehen hin und wieder etwas über Haiti
erfahren. Die letzten Nachrichten besagten, daß wohl Lebensmittel im Hafen von
Port au Prince liegen, aber nicht verteilt werden, wegen den hohen
Benzinpreisen. Inzwischen würden die Haitianer Erde (Erdkekse) essen
(mittlerweile halte ich das für ein Gerücht).
Eine andere Information
konnte ich mir erst aus mehreren Nachrichten zusammen-basteln:
Vor einigen Monaten gab es
in der Dominikanischen Republik ein paar vereinzelte Fälle von Vogelgrippe.
Puerto Rico und Haiti verboten daraufhin die Einfuhr von dominikanischen Hühnern
und Eiern. Das ist normal. Das Problem war sehr schnell beseitigt und nach einer
Woche wurde das Einfuhrverbot in Puerto Rico schon wieder aufgehoben. In Haiti
jedoch blieb das Verbot sehr lange und erst nach Monaten wurde nur den
Großimporteuren die Einfuhr von Eiern und Hühnern erlaubt.
Hühner und Eier sind in
der Dom. Rep. und in Haiti Hauptnahrungsmittel. Es gab in Haiti etwa 50.000
kleine Geschäftsleute, die von der Einfuhr und dem Verkauf dieser Produkte
lebten. Man kann rechnen, daß jedes dieser kleinen Geschäfte ca. 15
Familienmitglieder ernähren konnte. Das Geld für den Lebensunterhalt dieser ¾
Million Menschen geht jetzt per Gesetz an Großunternehmen, die von der elitären
Schicht in Haiti geleitet werden.
Diese letzte Nachricht kommt von Jean Bertin, Generalsekretär der “Alianza
Internacional Para la Recuperación de Haití“, auf dessen Website ich gestoßen
bin, nachdem er ein hervorragendes Interview im dominikanischen Fernsehen
gegeben hat. (Fernsehzitat von Jean Bertin über die Hilfsorganisationen: Ihr
sollt uns nicht täglich einen Fisch geben. Ihr sollt uns auch nicht zeigen wie
man fischt. Ihr sollt uns in Ruhe fischen lassen, denn wir wissen sehr gut wie
das geht.)
Kombiniert man die
einzelnen Aussagen, könnte man auf folgenden Sachverhalt stoßen:
Wahrscheinlich flog kein
infiziertes Huhn von China über den Pazifik in die Dom. Rep., um mitten auf der
Insel einen kleinen Grippe-Ausbruch zu starten. Die Wahrscheinlichkeit ist
höher, daß der Virus in einem Koffer auf die Insel kam (vielleicht gab es auch
gar keinen Virus und man hat demonstrativ einfach ein paar hundert Hühner
abgeschlachtet).
Dieser
vollkommen unbedeutende Ausbruch (in der Dom.
Rep. wurde die ganze Zeit
weiterhin kräftig Huhn und Ei konsumiert) diente allein dazu, das Verhungern der
Haitianer zu beschleunigen. Und das per Gesetz.
Weiterhin kann man davon
ausgehen, daß die Aussage, die Lebensmittel können wegen hoher Benzinpreise
nicht verteilt werden, völliger Unsinn ist. Erstens wären wohl die vielen
Hilfsorganisationen in der Lage ein paar Dollar für Sprit zu spendieren und
zweitens würden die Haitianer notfalls mit Motorrädern, Eseln und zu Fuß die
Verteilung erledigen, wenn man sie nur lassen würde.
Weiterhin wurde in der
Presse veröffentlicht, daß die Haitianer die Lebensmittel-geschäfte plündern.
Jean Bertin berichtet hierüber, daß er sehr vertrauenswürdige Quellen hat, daß
diese Plünderungen von Agenten der Regierung René Prevals organisiert wurden.
Der Sinn dieser Aktion kann eigentlich nur sein, ein schlechtes Licht auf die
Haitianer zu werfen, um so die Hilfe anderer Länder zu reduzieren.
In Paris, Miami, Atlanta
und Toronto wurden Filme gezeigt, die angebliche diskriminierende Konditionen,
wie Sklaverei und Handel mit haitianischen Arbeitern in den dominikanischen
Zuckerrohrplantagen anzeigten. Diese Filme wurden von den Pfarrern Pedro Ruquoy und
Christopher Hartley verbreitet, die auch Protestgruppen gegen die schlechte
Behandlung haitianischer Arbeiter in der Dom. Rep. organisierten.
Die Aussagen dieser Filme
entsprechen in keinster Weise der Wahrheit und sie wurden von den
dominikanischen und haitianischen Zuschauern abgelehnt. Sie sollten wohl dazu
dienen, die Beziehungen der beiden Länder zu stören, um Haiti noch mehr zu
isolieren. Schließlich ist die Dom.
Rep. der
einzige direkte Nachbar.
Übersetzung eines Auszugs
aus einem Artikel von Jean Bertin vom 7. Mai 2008:
Die “Alianza Internacional
para la Recuperación de Haití” kritisiert das Verhalten des Präsidenten von
Haiti, René Preval, nicht persönlich am 20. Gipfeltreffen der Río-Gruppe
teilzunehmen, bei dem Haiti als Ehrengast eingeladen ist. Präsident Preval wird
am Gipfel nicht teilnehmen, weil er dem Dominikanischen Präsidenten Leonel
Fernandez nicht gegenübertreten kann, da er sich bewußt ist, daß es keine
Rechtfertigung gibt für das verlängerte Verbot für die Haitianer dominikanische
Hühner und Eier zu kaufen.
Er hat damit einen
historischen Moment geopfert mit vielen Möglichkeiten für das haitianische Volk.
Es wäre eine Gelegenheit gewesen eine regionale Integration zu beginnen, bei der
Haiti als der Staat herauskommen könnte, der am meisten Vorteile erhält.
Das haitianische Volk muß verstehen, daß es leidet wegen dem Fehlen Haitis in
der internationalen Szene, weil dort die Länder die besten Lösungen für ihre
Probleme finden.
Einige generelle Aussagen
von Jean Bertin über die Entwicklung von Haiti:
1804 haben die
haitianischen Sklaven die Franzosen hinausgeworfen und sich so von der Sklaverei
befreit. Die neue Regierung unterschied sich aber nicht wesentlich von der
Alten. Es entwickelten sich zwei Gesellschaften, jede für sich: Die, die das
Land regiert und die, die regiert werden. Die Regierenden glauben nicht an ihr
Volk und das Volk glaubt in keinster Weise an die Regierenden.
Dieser Zustand ist leicht
wahrnehmbar. Die Privilegierten, oder besser gesagt die, die sich am Recht zu
Regieren erfreuen, haben noch nie in der Geschichte ein Interesse gezeigt, die
notwendigen strukturellen Veränderungen durchzuführen, um das Land wieder in den
Zustand zu bringen, den es früher einmal hatte: Eine der reichsten und
wohlhabendsten Kolonien der Hemisphäre wie es vor der Unabhängigkeit von 1804
war.
Das verborgene Auferlegen
von Gewalt seitens der Großmächte wie Frankreich, England und USA, die die
politische Macht auf legale und illegale Weise in Haiti vollzogen haben, hat die
Entwicklung des Landes nicht erlaubt.
Übersetzung aus dem
Englischen aus “Leave them alone” von Jean Bertin
Tatsächlich ist kein
konkreter Bericht oder Analyse der Ergebnisse des Kalten Krieges veröffentlicht
worden, der detailliert, wie dieser Konflikt endete. Die einzige Sache, die
hervorgehoben wird, ist der Verlust an Privilegien und Stärke, die die Dritte
Welt, in der wir wohnen, einmal genoß. Es muß verstanden werden, daß der Kalte
Krieg mit einem Einverständnis zwischen den Hauptfiguren endete, um die Kanonen
auf die Dritte Welt zu drehen, um sie wieder zu kolonisieren, obgleich durch
moderne Mittel.
Diese Übereinstimmung
gebar die G7, die später das wurde, was jetzt die G8 ist, die Vereinigung der am
meisten fortgeschrittenen, oder am meisten industrialisierten Länder gegen die
ehemaligen Dritten Weltländer, die sehr reich an natürlichen und menschlichen
Ressourcen sind. Wissend, daß der zweite der beiden Weltkriege das Ergebnis
einer tiefgründigen weltweiten wirtschaftlichen Rezession war, erwarteten wir
logischerweise einen dritten konventionellen Weltkrieg wie die zwei
Vorhergehenden und nahmen an, daß so ein Konflikt unter den großen Mächten
anfangen würde. Dies war ein großer Fehler, weil jene Länder, die in der G7
zusammensitzen, statt dessen einen neuen kalten Krieg gegen die Dritte Welt
förderten.
Haiti wurde wegen seiner
ungenügenden Institutionen, desorientierter Bevölkerung, schwacher regionaler
Identität, zersplitterter Gesellschaft, stagnierender Wirtschaft und Mangels
Verbindungen zu seinen unmittelbaren Nachbarn äußerst verwundbar zu dieser Zeit
zurückgelassen - kurzum, weil es eine Gemeinde ohne die notwendigen Werkzeuge
war, externe Provokationen standzuhalten. All das machte das Land "leichter
Beute" und auf diese Art fingen wir an zu sehen, wie die Vereinigten Staaten uns
die Verteidigung der Demokratie auferlegten, ohne die Kosten annehmen zu wollen.
Die Amerikaner setzten Forderungen auf uns, wodurch unsere Sicherheit auf sie
übertragen wurde. Diese Forderungen sind künstlich und ungerecht und vergessen,
daß es andere Werte gibt, andere Dialektik und daß andere auch ihren Stolz
haben, obwohl er vielleicht anders als ihrer ist. Die Vereinigten Staaten
hindern Haiti, ein neues Gleichgewicht zu finden. Es scheint, daß es auch
vergißt, daß die großen Mächte auch Pflichten haben.
Alles wurde mit Betrug,
Erpressung und Vorwand gemacht. Im Oktober 1991, nachdem sie einen militärischen
Schlag gegen Präsident Jean-Bertrand Aristide ermutigten und verlangten, fügten
sie uns ein Embargo zu, daß wir als Völkermord charakterisieren. Wirtschaftliche
Sanktionen wurden unregelmäßig und illegal auferlegt, entgegen der OAS und den
Bestimmungen der Vereinigten Nationen, die die Verwendung wirtschaftlichen
Druckes für politische Zwecke verbieten. Der Sicherheitsrat der UN brach seine
Regeln im Fall von Haiti mit dem Beschluß 864 und veranlaßten China anzugeben,
daß es hofft, daß der haitianische Fall keinen bedauerlichen Präzedenzfall
setzt. Die Vereinigten Nationen und der Sicherheitsrat hatten kein Recht, sich
zu dieser Zeit in den Fall von Haiti einzumischen, weil Haiti nicht in Konflikt
mit einem anderen Land war. Die Frau vom U.N. Gesandten von Haiti zu dieser
Zeit, Mr. Dante Caputo war ein enger Freund von Mrs. Danielle Mitterrand, Frau
des französischen Präsidenten. Die zwei besuchten die Amtseinführungszeremonie
für Präsident Jean-Bertrand Aristide am Februar. 7, 1991. In der internationalen
Arena erscheint es, daß diese Freundschaft mehr Gewicht als das Gesetz trägt.
Die USAID-Mission der U.S.
Botschaft sagte, daß das Embargo kein Leiden an der niedrigeren Klasse
verursacht hatte, und die Unterernährung war nicht gestiegen. Aber dies war
falsch weil das Rote Kreuz. zusammen mit anderen Institutionen, die ein Essen
und eine Landwirtschaftsorganisationsversammlung besuchen, berichtete die
Unterernährung unter Kindern stieg um 60% und, schlimmer noch, sagten sie, daß
34% dieser Kinder das Kwashiorkor-Niveau erreichten, was katastrophal ist, weil
nie zuvor war dieses Niveau der Unterernährung in Haiti gewesen. In
Zusammenfassung war das Embargo eine Waffe passiver Gewalt. Es war zynisch,
heuchlerisch und affektierte die Schwächsten. Frauen, Kinder, Alte und die
Umgebung. Millionen von Bürgern wurden geopfert, und das Land ruiniert, um eine
einzelne Person zu entmachten oder ihn zu Macht zurückzubringen, abhängig vom
Fall. All diese Verworfenheit damit 10 Jahre später die gleichen Vereinigten
Staaten diese gleiche Person wieder entmachten konnten, weil er kein Demokrat
war.
Die Handlungen der am
meisten fortgeschrittenen oder industrialisierten Länder gegen die kleinsten
Nationen, respektieren die Normen nicht, und die im U.N. und OAS-Charter
begründeten Prinzipien. Sie haben ein gemeinsames Ziel, das ist, die Bedingungen
zu schaffen - durch umstürzlerische und verleumderische Handlungen – zum
Diskreditieren von Ländern für eine Zeit, wenn die Absicht besteht, sie
auszunutzen. Dies führt zu Zerstörung auf allen Niveaus und in allen Sphären:
gesellschaftlich, wirtschaftlich, politisch und Umwelt. Zum Beispiel zerstören
sie Familienbande und die Quellen fremden Währungseinkommens. Sie benutzen NGOs
(nichtstaatliche Organisationen) als Instrumente, um Bürger den Nationalismus zu
rauben, notwendig um die Einheit der Gemeinde zu halten, eine Bedingung „sine
qua non“ für das Durchsetzen dieses kalten Krieges. Sie halten ihre Anhänger in
diesen kleinen Nationen konzentriert auf die beschwerliche Aufgabe zum Suchen
und Vorbereiten von Projekten, die von ihnen genehmigt werden und ausgeführt
werden sollen. Auf diese Art wird der Bürger von seiner abgetrennt und stütz
sich oder an einer exogenen Wirtschaft und schafft so einen tiefgründigen
Individualismus, der zum Zerfall führt. Mit dem Vorwand, sich um
Familienverantwortungen zu kümmern, dreht der Bürger seinen staatsbürgerlichen
Pflichten den Rücken zu; für persönliche Ambition opfert er oder sie die
nationale Einheit.
Sie dämonisieren die
Länder mit Problemen, wenn sie eigentlich Analyse und Verständnis verdienen, um
sie zu lösen. Durch Benutzen von Agenten mit bösen Absichten, die im Untergrund
arbeiten, finanzieren sie Artikel in Zeitungen, machen falsche Erklärungen,
schaffen sie Filmaufnahmen, um die Öffentlichkeit irrezuführen und Regierungen
falsch zu informieren, damit sie nicht rechtzeitig reagieren und so den
Wirkungen von diesen Handlungen nicht entgegenwirken können. Sie benutzen auch
Bürger anderer Länder, um gesellschaftliche Reibung zu schaffen und geben ihnen
eine politische Wichtigkeit, die sie ansonsten nicht hätten.
Katastrophen:
Die Situation in
Haiti war also schon schwierig, wie oben beschrieben, als im Sommer 2008 noch 3
Katastrophen hinzukamen. In alphabetischer und zeitlicher Reihenfolge:
Die Erste hieß "Fay"
und ging mitten durch Haiti
(Haiti ist die linke
Hälfte der Insel, auf der Dominikanische Republik steht)
Dann kam Gustav:
und dann Hanna:
Die Rute von Hanna
kann ich nur als sehr seltsam bezeichnen. Hanna lief die fast gerade Linie
entlang und sollte nach Vorhersage auf Höhe unserer Insel nach links oben
weglaufen. Entgegen dieser Vorhersagen macht Hanna eine krasse Kurve nach unten,
schnurstracks auf Haiti zu und nachdem genug Schaden in Haiti angerichtet war,
geht Hanna wieder auf den alten Kurs um die Vorhersagen schließlich zu erfüllen.
Hurrikane machen
schon mal Kehrtwendungen, aber dazu muß es auch entsprechende Hochdruckgebiete
in der Nähe geben, die das Tiefdruckgebiet woanders hinschieben. Hätte es aber
ein solches Hochdruckgebiet gegeben, wären die Vorhersagen garantiert anders
gewesen. Wie sollten auf natürliche Weise zwei so abrupte Schlenker geschehen
sein? Spontane Hochdruckgebiete die wieder spontan verschwinden? Oder HAARP?
Ereignisse im
November 2008:
Ein Haitianer hat in
der Dom. Rep. in Grenznähe einen dominikanischen Motorradfahrer ermordet und
sein Motorrad geklaut. Daraufhin haben an zwei Grenzorten je eine Gruppe
Dominikaner Häuser von Haitianern angezündet. Über 35 Häuser sollen es gewesen
sein. Daraufhin sind dort viele Haitianer zurück in ihr Land.
Nachdem in Haiti
gerade zwei Schulen zusammengestürzt sind bot die Dom. Rep. Hilfe an. Diese
wurde von Haiti wegen den Vorfällen an den Grenzorten abgelehnt.
Bis dahin die neusten
Ereignisse. Die Frage entsteht "Wird hier an einem Konflikt gebastelt?" Die
Stimmung ist nicht die Beste. Wir werden sehen, wie es in den nächsten Wochen
und Monaten weitergeht.
Die Dominikanische
Republik hat nicht die Mittel, Haiti aus dem Dreck zu ziehen, aber die
Handelsbeziehung der beiden Länder sind für Haiti eine wichtige Lebensader. Wird
versucht diese Lebensader zu veröden? Auch ein kleiner Inselkrieg könnte
beabsichtigt sein. Der wäre für diverse dritte Zuliefer- und
Finanzierungs-Parteien bestimmt ertragreich. Dann können auch wieder die Retter
von außen kommen und festen Fuß fassen. Karibik-Stützpunkte sind sicher gut
brauchbar.
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